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GESCHICHTE & GEOGRAPHIE

Surrealismus in der Kunst: Merkmale, Künstler & Bilder

Kapitel:

  1. Was ist Surrealismus: Die Definition
  2. Die wichtigsten Merkmale vom Surrealismus in der Kunst
  3. Bekannte Künstler des Surrealismus
  4. Berühmte Bilder im Surrealismus

🖼️ Zerlaufene Uhren, seltsame Geschöpfe und andere bizarre Motive. Der Surrealismus bietet eine Menge fantasievoller Eindrücke. Bestimmt hast auch du schon etwas davon gesehen. Besonders die Werke des exzentrischen Malers Salvador Dalí kennen viele Leute. 

Du fragst dich, was es mit der Kunstrichtung auf sich hat? Dann bist du hier genau richtig: Wir erklären die wichtigsten Merkmale des Surrealismus und bieten dir einen Überblick zu den wichtigsten Künstlern und Bildern. ➡️

 

Was ist Surrealismus: Die Definition

 

Beim Surrealismus handelt es sich um eine Bewegung der Literatur und Kunst, 🎨 aber auch um eine Lebenseinstellung. Er entwickelte sich in den 1920er Jahren in Frankreich und sein Einfluss reicht bis in die Gegenwart. Auf Französisch bedeutet der Begriff etwa “über dem Realen”. Denn es ging den Surrealisten darum, auch die Wirklichkeit des Traumes zu nutzen - das Bewusste allein war ihnen nicht genug. 

Surrealismus ging zum Teil aus der Kunstbewegung Dada hervor. Bei dieser standen Provokation und politische Kritik im Zentrum. Ähnlich sah es beim Surrealismus aus, bei dem es aber auch um eine ganz neue Art zu denken und zu fühlen ging. ❤️ Denn die Künstler wollten die aus ihrer Sicht konservative und verlogene Gesellschaft überwinden und etwas Neues entstehen lassen.

Wichtig dabei war, dass sie Träumen, Wahn, Rausch und dem Unterbewussten eine große Bedeutung gaben. Dazu angeregt wurden sie von der einflussreichen Theorie der Psychoanalyse des österreichischen Arztes Sigmund Freud. 🧠 André Breton forderte 1924 in seinem “Surrealistischen Manifest”, die Trennung von Wirklichkeit und Traum aufzulösen. Stattdessen sollte ihre Verbindung als “Über-Realität” das Bewusstsein erweitern. Es ging Breton darum, das grenzenlose, unverfälschte Denken zuzulassen - egal was die Gesellschaft darüber dachte.

Um den Autoren den Manifests entstand in Paris eine Surrealisten-Gruppe, 🧑🏽‍🤝‍🧑🏽 zu der bekannte Künstler wie Salvador Dalí, Luis Buñuel, Max Ernst, René Magritte und Joan Miró gehörten. Wenn wir vom Surrealismus sprechen, dann meinen wir vor allem die Kunst der Mitglieder dieser Gruppe. Schon 1928-29 löste sie sich jedoch auf, und die Künstler arbeiteten wegen des Weltkriegs und der Nationalsozialisten teilweise im Ausland weiter. Dadurch entwickelte sich der Surrealismus in Spanien, den USA und Mexiko weiter.

Der Surrealismus beeinflusste in der Folge zahlreiche Künstler, zum Beispiel die politisch aktiven Situationisten in den 1960er Jahren. Heutzutage wird der Begriff “surrealistisch” gerne für alle möglichen traumähnlichen und fantasievollen Darstellungen genutzt. ✨

 

Die wichtigsten Merkmale vom Surrealismus in der Kunst

 

Vorläufer der surrealistischen Kunst finden wir schon im späten Mittelalter bei den fantasievollen Visionen von Hieronymus Bosch. Viele kennen auch die traumähnlichen Urwaldbilder, die Henri Rousseau an der Wende zum 20. Jahrhundert schuf. 🦁 Ab 1917 verfolgten einige italienische Künstler wie Giorgio de Chirico mit ihrer „Pittura Metafisica“ schon ähnliche Ziele wie die Surrealisten: Sie wollten eine höhere Wirklichkeit hinter den Dingen darstellen.

Der Surrealismus entstand zuerst in der Literatur: André Breton prägte zum Beispiel das automatische Schreiben, ✍️ bei dem man ohne Pause weiter schreibt, ohne über das Geschriebene nachzudenken oder sich zu kontrollieren. Schon bald wurde die Bewegung allerdings in der Kunst wichtiger.

➡️  Zu den Merkmalen des Surrealismus gehört, dass seine Ausprägung bei jedem Künstler individuell sehr unterschiedlich aussah. Trotzdem lassen sich 2 Richtungen der Kunstbewegung unterscheiden:

Veristischer Surrealismus

Eine Richtung, die sich am Gegenständlichen 🪑 orientiert - auch “veristisch” genannt. Die Objekte sehen aus wie in der sichtbaren Welt, doch ihre Zusammenstellung ist ungewohnt und öffnet eine fantastische Wirklichkeit. Die Motive sind genau gezeichnet und voneinander abgegrenzt. Seltsame Kombinationen entstehen und oft findet man auch Formen, die es so in der Wirklichkeit gar nicht gibt.

Absoluter oder abstrakter Surrealsimus

Eine Richtung, die ungegenständlich 🌫️ arbeitet, ins Abstrakte geht. Sie ist daher “absolut”. Ähnlich, wie es Breton mit dem automatischen Schreiben tat, malten die Künstler hierbei mit verschiedenen Techniken direkt auf dem Papier oder der Leinwand, um das Unbewusste sichtbar zu machen. Zufall und Überraschung bestimmten den Prozess. Die Motive verschwimmen dabei häufig ineinander. 

➡️ Um den Zugang zu ihrem Unbewussten zu finden, die Vernunft auszuschalten und den Zufall einzubeziehen, nutzten die surrealistischen Künstler verschiedene Techniken:

Beim Cadavre Exquis beginnt eine Person zu malen oder zu zeichnen. ✏️ Die nächste Person sieht nur das Ende des Motivs und führt dieses weiter. So entstehen überraschende Bilder. Heutzutage ist diese Technik besonders bei Kindern beliebt.

Max Ernst entwickelte mehrere kreative Techniken, eine davon ist die Frottage. Bei dieser Durchreibetechnik werden Objekte 👚 mit interessanten Oberflächenstrukturen unter Papier oder Leinwand gelegt. Das können Holzbretter sein oder Steine und Textilien. Dann nutzt man zum Beispiel Kreide oder Bleistifte, um die Struktur auf das Bild zu übertragen.

Bei der Grattage geht es dagegen um das Abkratzen von Farbschichten. Mehrere Schichten werden übereinander aufgetragen und müssen trocknen. Dann werden sie mit einer Klinge ✂️ oder anderen Werkzeugen bearbeitet, sodass interessante Effekte entstehen. Gerne werden zum Beispiel Farben auf das Blatt gemalt, dann kommt eine dunkle Schicht darüber. In diese kratzt man nun Motive hinein, die bunt erscheinen. Auch in der Grundschule ist diese Methode heutzutage beliebt. 

Die Technik Décalcomanie entwickelte Max Ernst weiter. Bei diesem Abklatschen von Farbe geht es um den Zufall: Farben werden auf eine Oberfläche gegeben, dann drückt man eine andere Fläche darauf. Ein anderes Papier, 📜 eine Glasplatte, oder ähnlich. Dadurch entstehen interessante Strukturen, die als Ausgangspunkt für das Bild dienen können.

 

Bekannte Künstler des Surrealismus

 

Salvador Dalí (1904-1989)

Der katalanische Künstler wusste, wie man sich inszeniert und wurde damit zur weltberühmten Ikone. Bei seinen Besuchen in Paris ab 1926 lernte er den Surrealismus und die Gruppe kennen, was seinen Malstil beeinflusste. Bald schon folgten Erfolge mit Ausstellungen. 

Beeinflusst von der Psychoanalyse entwickelte er die “paranoisch-kritische Aktivität”. Er wollte durch diesen Wahn-Zustand alles schärfer und intensiver erleben und malen können, sein Bewusstsein erweitern. 👁️ Als Inspiration diente ihm oft auch seine Frau Gala, die in vielen seiner Bilder auftaucht. Mit dem Regisseur Luis Buñuel drehte Dalí außerdem surrealistische Filme wie “Der andalusische Hund”.

Max Ernst (1891-1976)

Ernst studierte Philosophie und Kunstgeschichte, bevor er sich in der Kölner Dada-Gruppe engagierte und schließlich nach Paris zog, wo er ein wichtiges Mitglied der Surrealisten-Gruppe wurde. 👨‍🎨 Malerei brachte er sich selber als Autodidakt bei. Dabei entwickelte er einflussreiche Maltechniken, wie Frottage, Décalomanie und Grattage. Damit wolle er seine “halluzinatorischen Kräfte” fördern. Auch die Collage nutzte er; durch die Kombination verschiedener Realitäten sollte dabei Poesie entstehen. Sein Bild, auf dem Maria das Jesuskind bestraft, sorgte für den Ausschluss aus der katholischen Kirche. Ernst zog häufig um und lebte wegen des 2. Weltkrieges einige Jahre in den USA. 

René Magritte (1898-1967)

Der Belgier Magritte lebte im Vergleich zu Künstlern wie Dalí ein ruhiges, bürgerliches Leben. Nach 3 Jahren in Paris kehrte er 1930 in sein Heimatland zurück und begann an wichtigen Surrealismus-Ausstellungen teilzunehmen. Er gilt als sehr intellektueller Maler, 🤓 der mit seinen Bildern über Wortspiele und philosophische Fragen rund um Wahrnehmung und Erkenntnis reflektiert. Zum Beispiel, ob wir durch Bilder und Sprache die Realität überhaupt wiedergeben und wahrnehmen können.

Joan Miró (1893-1983)

Der Spanier kam schon 1919 nach Paris und unterschrieb dort 1924 das surrealistische Manifest. Insgesamt war er aber eher ein Einzelgänger mit sehr eigenem Stil, der in die ungegenständliche Richtung geht. Seine fantasievollen Motive waren vereinfacht und farbenfroh. 🌟 Manchmal erinnern sie an Hieroglyphen, an kindliche Illustrationen oder bilden abstrakte Strukturen. Viele Leute kennen seine Darstellung von Mond, Sternen, Vögeln und Augen. Miró lehnte traditionelle Malerei ab, da er diese als Teil der bürgerlichen Gesellschaft sah. Er sprach sogar davon “die Malerei zu ermorden”.

 

Berühmte Bilder im Surrealismus

 

“Die Beständigkeit der Erinnerung”, 1931, von Salvador Dalí

Die zerfließenden Uhren ⏰ auf diesem Gemälde kennen viele Leute - es ist wohl Dalís bekannteste Arbeit. Die Uhren und andere Objekte liegen in der für Dalí typischen, weiten Landschaft seiner katalanischen Heimat. Sie verlieren die uns bekannte Form und lassen uns an die vergehende Zeit denken. Angeblich kam Dalí durch schmelzenden Käse auf die Idee für das Motiv. Doch auch die Auseinandersetzung mit Einsteins Relativitätstheorie führte ihn dazu. Den Gegensatz zwischen harten und weichen Motiven finden wir in vielen seiner Arbeiten wieder.

“Die ganze Stadt”, 1935/36, von Max Ernst

Ernst beschäftigte sich gerne in mehreren Bildern mit einem Motiv. Zum Beispiel mit dem Wald oder, im Fall dieses Bildes, mit der Stadt. 🛕 Es geht hier allerdings nicht um eine klar erkennbare Stadt, sondern eher um geheimnisvolle, von Pflanzen umgebene Gebäude. Diese Strukturen erzeugte der Künstler durch seine kreativen Techniken des Durchreibens von dahinterliegenden Objekten. Über der traumähnlichen Szene der Ruinen einer vielleicht untergegangenen Zivilisation hängt eine große Sonnenscheibe. Oder stellt Ernst etwa unsere Zukunft dar?

“Der Verrat der Bilder”, 1929, von René Magritte

Wie auf einem Schaubild sehen wir eine Pfeife, doch darunter steht der Satz “Das hier ist keine Pfeife” (“Ceci n’est pas une pipe”). Das sorgt beim Betrachter für Irritation und stellt die philosophische Frage nach der Rolle von Bildern. 🖼️ Denn es handelt sich ja nur um das Bild einer Pfeife, die Farben auf der Leinwand geben uns ja bloß die Illusion des Motivs. Aber - auch dem Text können wir ja eigentlich nicht trauen, oder? Denn wir erkennen ja die Pfeife trotzdem. Dieses Denkspiel ist typisch für Magritte: Ist die Welt nicht einen Täuschung? Können wir unserer Wahrnehmung, Bildern und Sprache trauen? 

“Karneval des Harlekin”, 1924/25 von Joan Miró

Auf den ersten Blick scheint das Bild eine Ansammlung wilder, bunter Motive und Zeichen zu sein. Es handelt sich um vereinfachte, abstrahierte Figuren in einem Zimmer. In der Mitte ist ein langer Strich zu sehen, der in einem gelben Kopf endet. Es ist der Harlekin, eine Art Clown, 🤡 der eine Gitarre hält. Viele andere Wesen umgeben ihn, manche erinnern an Insekten. Weiter oben fliegen Sternschnuppen. Es ist ein typisches Miró-Bild mit verspielten, kindlichen Darstellungen in rot, blau, gelb, schwarz und weiss. 

Grenzenlose Kreativität, die Ablehnung von Tradition und neue Schreib- und Maltechniken bestimmten die Kunst der Surrealisten. Durch das Wissen über das Unbewusste wollten sie Zugang zu neuen Realitäten finden. Dabei entstanden eine Menge seltsame Motive, die uns allen im Gedächtnis bleiben. 

Wir hoffen, dass dieser Überblick dir weitergeholfen hat! Falls du nun selber kreativ werden möchtest, haben wir auch dazu passende Artikel: Versuch dich im Upcycling oder bastle einen Flaschentornado! 🚀

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