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ERZIEHUNG

Wie schaffe ich es, meine Kinder loszulassen?

Loslassen

Die Beziehung zwischen Mutter und Kind ist geprägt von Phasen von Innigkeit, die dann wieder von Prozessen des Loslassens unterbrochen wird. So wachsen Kinder und so gewinnen sie Stück für Stück Selbständigkeit.

Loslassen ist integraler Bestandteil des Mutterseins

Das erste Mal lässt du dein Baby los, wenn es deinen Körper verlässt. Neun Monate ist es in dir herangewachsen. Und dann kommt der Moment loszulassen. Nachdem du dein Kind wahrscheinlich kennen lernen willst, fällt das Loslassen in diesem Fall relativ leicht.

 

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Die nächsten Punkte am Weg des Loslassens sind schon festgelegt. Das Baby schläft im eigenen Bett, es wird aktiver und braucht weniger Körperkontakt. Wenn du gestillt hast, dann folgt die Phase des Abstillens, die auch eine Trennungsphase für Mutter und Kind darstellt. Oft sind weder Mutter noch Kind bereit für diesen Schritt, dann heißt es behutsam vorgehen und sich Zeit zu lassen.

Später lässt du dein Kind los, wenn es selbst zu gehen beginnt und die Welt erforscht. Es will nicht mehr immer an der Hand gehen und bewegt sich mehr und mehr von dir weg. Dieses Loslassen macht Angst und ruft Trennungsschmerz hervor.

Schließlich hast du dich mit deinem Kind als Einheit wahrgenommen. Sicher, es gab Tage, an denen dir diese Symbiose auf die Nerven ging. Im Grunde genommen fandest du es aber sehr nett. Bei den meisten Familien wird das Thema Loslassen mit dem Kindergartenbesuch richtig akut. Vorher können sich alle Beteiligten noch irgendwie rumschummeln.

Bei den meisten Familien wird das Thema Loslassen mit dem KITA-Besuch richtig akut. Vorher können sich alle noch irgendwie rumschummeln. Sowohl dir als Mutter, als auch deinem Kind fällt das Loslassen leichter, wenn du alle Etappen ruhig vollziehst. Wenn ihr euch vor dem Kindergarten schon daran gewöhnt habt, dass es auch Zeiten gibt, wo ihr getrennt seid, dann wird es nicht so viele Schwierigkeiten geben.

 

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Die Ursachen von Trennungsschmerz

Wenn dein Kind in den Kindergarten kommt, dann wird es selbständig und lernt, ohne dich auszukommen. Das kann Verlustängste und echten Trennungsschmerz auslösen. Auch bei dir als Mutter.

Du verlierst die Kontrolle

Ab jetzt weißt du nicht mehr, was dein Kind zu jeder Minute des Tages macht. Das Leben deines Kindes entzieht sich deiner Kontrolle. Das ist die Ursache für unangenehme Gefühl, Schmerz und Angst. Schließlich warst du bis jetzt die Hauptperson im Leben deines Kindes und umgekehrt. Du hast es umsorgt und getröstet. Jetzt lernt es ohne dich zurecht zu kommen.

Starke Mutter-Kind-Bindung

Viele Frauen merken gar nicht, wie sehr sie ihr Leben auf das Kind einstellen. Einerseits geht ihnen die ständige Verfügbarkeit auf die Nerven und sie fühlen sich ausgelaugt. Andererseits können sie in dieser Zeit auf das Leben ihres Kindes größtmöglichen Einfluss nehmen.

Du merkst, dass dein Kind – und damit auch du – älter wird

Oft fällt es Eltern schwer zu sehen, dass ihr Kind älter wird, mehr Verantwortung übernehmen kann und auch in der Lage ist Aufgaben für die Gemeinschaft zu erledigen. Sie wollen ihr Kind möglichst lange klein halten. Sei es, weil sie Kleinkinder so niedlich finden, oder auch, weil sie damit ihre eigene Jugend festhalten.

Gerade bei diesem Punkt spielt der Faktor Gewohnheit eine große Rolle. Wenn du etwas oft machst, dann stellt sich schnell eine Gewohnheit ein. Du brauchst nicht mehr an alles zu denken, wenn du es tust. Ein gutes Beispiel ist dafür Auto fahren. Du sitzt nicht mehr wie in den Anfangstagen im Auto und denkst: „Runterschalten – Blinken – Spiegel-Spiegel-Schulter-Blick – runterschalten – einschlagen – um die Kurve fahren“ Du tust es einfach.

 

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Bedenken das Kind jemand Anderem anzuvertrauen

Sein Kind einer anderen Bezugsperson anzuvertrauen setzt sehr viel Vertrauen voraus. Wenn du dein Baby einmal für ein paar Stunden von deiner eigenen Mutter betreuen lässt, dann weißt du genau worauf du dich einlässt. Schließlich kennst du deine Mutter schon dein ganzes Leben. Du kennst ihre Werte, weißt, wie sie in Krisensituationen reagiert und du weißt auch, dass sie in vielen Fällen in deinem Sinne handeln wird.

Bei einer Pädagogin weißt du das am Anfang nicht. Du musst ihr einen Vertrauensvorschuss entgegenbringen. Du kannst nur darauf vertrauen, dass sie ihren Beruf gelernt hat, genug Erfahrung und Kompetenz mitbringt, um deinen kleinen Liebling gut zu versorgen. Dazu kommt, dass du dir zwar die Betreuungseinrichtung in vielen Fällen aussuchen kannst. Nicht aber die Bezugsperson innerhalb dieser Einrichtung. Du hast keine Wahl. Das kann schon Bedenken auslösen. Manchmal wenden sich Kinder auch von sich aus Betreuungspersonen innerhalb einer Einrichtung zu (wenn sie die Wahl haben), die du selbst nicht ausgesucht hättest. Sie finden bei dieser Person etwas, von dem sie sich angezogen fühlen.

 

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Voll erwischt!

Eine Mutter erzählt: "Ich hielt mich für eine Ausnahme. Bei beiden Kindern fiel mir das Abstillen leicht. Es erfolgte im Einklang mit den Kindern. Auch das Gehen lernen und der Kindergarteneintritt hat wenig ausgemacht. Dann kam der Schuleintritt und wieder fühlte ich nichts von dem Trennungsschmerz, den andere Mütter beschrieben. Ich fühlte mich schon über dieses Phänomen erhaben! Wenn ich es geahnt hätte. Hochmut kommt bekanntlich von dem Fall!

Als unser Sohn allerdings ins Gymnasium kam und mit dem Bus 20 Minuten bis zur Schule fahren musste, änderte sich schlagartig alles. Mein kleiner Großer wollte natürlich vom zweiten Schultag an allein in die neue Schule fahren. Schließlich war er auch bereits am zweiten Schultag allein in die Volksschule gegangen. Mich hat es damals voll erwischt. Wir hatten unserem Sohn extra ein Handy gekauft, damit er uns immer erreichen konnte. Bereits am zweiten Tag rief er mich an, weil die Klassenkollegen seine Schuhe versteckt hatten. Ich musste ihn telefonisch anleiten, sein Problem allein zu lösen – und ging dabei im Kreis. Ich war nicht in der Lage ihm zu helfen. Er hätte es auch gar nicht gewollt.

Am dritten Tag stieg er drei Stationen zu früh aus dem Bus und statt mich anzurufen ging er den ganzen Weg zu Fuß nach Hause. Er kam eine geschlagene Stunde zu spät. Meine Anrufe auf seinem Handy hatte er nicht gehört, weil es in der Schultasche am Rücken war! Ich hab rotiert, mir alle möglichen schrecklichen Dinge ausgemalt und mir schon überlegt, ob ich die Polizei verständigen soll. Und dann kam er lachend und seelenruhig nach Hause. Erschöpft vom langen Fußmarsch und glücklich, es ganz allein und selbständig geschafft zu haben."