Ob und welche religiöse Erziehung Kinder jenseits der Schule erhalten sollen, beantwortet sich zuallererst aus dem religiösen Selbstverständnis der Familie sowie aus den Anforderungen und Erwartungen des sozialen Milieus, in dem Eltern und Kinder ihren Alltag verbringen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich Eltern die Frage, ob sie ihre Kinder in einer zu religiösen Fragen bewusst zustimmenden oder ablehnenden Haltung erziehen wollen, oder ob sie wünschen, dass ihre Kinder zumindest mit den religiösen Bräuchen und Glaubensannahmen des jeweiligen Milieus vertraut werden.
Stärker als eine allgemeine Werterziehung basiert religiöse Erziehung schließlich auf mit den Erzählungen verbundenen häuslichen sowie gottesdienstlichen Ritualen und Symbolen. Außerdem entwickeln Kinder und Heranwachsende ein eigenes religiöses Bewusstsein. Eine – wie die einschlägige Entwicklungspsychologie das nennt – entwicklungsfähige Haltung zu einem "Absoluten". Etwas das sich jedenfalls kleinen Kindern zunächst als eine transzendente, übermächtige Person, eben als der "liebe Gott" darstellt.
Religion und Gewissen
Da religiöse Erziehung jedoch in vielen Fällen auch als Werte- oder Moralerziehung gefasst wird, muss ihr auch ein erheblicher Einfluss auf die Gewissensbildung zugesprochen werden. Dabei stellt sich dann die Frage, ob und in welchem Ausmaß und vor allem wie eine göttliche Instanz als angenommene unmittelbare Autorität in Fragen dessen, was zu tun oder zu unterlassen ist, auf das Kind wirkt.
In diesem Fall gilt dasselbe, was auch für eine nicht religiös begründete Moralerziehung gilt. Werden Normen und Werten durch strenges, autoritäres Drohen durchgesetzt, kann das nicht nur eine negative Gottesvorstellung auslösen: Es können darüber hinaus in jenen Bereichen, in denen es um Reinlichkeit, Nahrungsaufnahme, Sinnlichkeit und Geschlechtlichkeit geht, neurotische Ängste entsthen. Ängste, die lebenslang die Beziehung zum eigenen Körper beeinträchtigen und sich als psychische oder körperliche Krankheitssymptome äußern können.
Aus der Sicht des Kindeswohls sollte religiöse Erziehung ohne jede Verängstigung oder Drohung betrieben werden. Daher:
1. Am Wichtigsten ist eine von jeder Angstfreie pädagogische Atmosphäre. Egal ob körperlicher oder seelischer Strafe, sei es von strafenden Gottesbildern.
2. In der Familie sollten Kinder Anerkennung und Empathie erfahren. Außerdem sollte dort angstfrei über Erfahrungen aus dem Leben, als auch reflektiert über religiöse Geschichten gesprochen werden.
3. Religiöse Themen sollte stets im Kontext und problemorientiert besprochen werden.
Bewusste, begründete Entscheidungen treffen
Eltern sollten die Wichtigkeit religiöser Rituale nicht externe Instanzen festlegen lassen. Wenn man mit Kindern im Vornherein darüber redet, haben Sie hier eine gute Möglichkeit gemeinsame Wertvorstellungen zu schaffen. Kinder religiös zu erziehen, sollte eine bewusste, verantwortliche Entscheidung der Eltern sein. Ob nun religiös oder nicht.