Das können wir vom nordischen Schulsystem lernen

Kapitel:

1. Welche Nationen gehören zu den nordischen Ländern?
2. Welches Schulsystem schneidet in Europa am besten ab?
3. Welche sind die Prinzipien des nordischen Schulsystems?
4. Unterschiede des skandinavischen Schulsystems
5. Bildung in finnischen Schulen

Das nordische Schulsystem ❄️ ist angeblich das beste der Welt - bestimmt hast du das schon mal gehört. Oft denken wir ja, das Gras wäre woanders grüner und die Dinge funktionieren woanders besser, als in unserem eigenen Land. Bei der Qualität der Schulbildung in Europa schauen die anderen Länder besonders neidisch auf Finnland.

Doch ist das nordische Schulsystem wirklich so gut, wie sein Ruf in den letzten Jahren? 🤔 Was sind die Eigenheiten des skandinavischen Modells und der Unterrichtsfächer? Gibt es wirklich große Unterschiede zur Schulbildung, z.B. in Deutschland?

Wenn dich diese Fragen interessieren, dann bist du hier genau richtig: wir werden sie in unserem Artikel genauer betrachten.

Welche Nationen gehören zu den nordischen Ländern?

Es lohnt sich ein kurzer Blick auf die Geografie 🌍, denn die zwei Gruppen der dazugehörigen Länder werden oft verwechselt!

• Skandinavien ist eine Gruppe der drei Länder Dänemark, Schweden und Norwegen - sie sind alle konstitutionelle Monarchien. Auch durch ihre Sprachen bilden sie eine Gruppe, denn diese sind miteinander verwandt.
• Die nordischen Länder sind eine größere Gruppe, die aus den skandinavischen Ländern besteht, aber auch noch aus Finnland, Island, Grönland und den Färöer-Inseln.

Durch ihre geografische Nähe teilen die nordischen Länder aber auch ihre Geschichte. Besonders im 14. und 15. Jahrhundert, als versucht wurde, die Gebiete unter einem einzigen Monarchen zu regieren. (Wir sprechen von der Kalmarer Union).

Welches Schulsystem schneidet in Europa am besten ab?

Seit der ersten PISA-Studie 📊 im Jahr 2000 ist das finnische Schulsystem in den Fokus geraten, da es weltweit und besonders in Europa überdurchschnittlich gut abschnitt. Die groß angelegte Vergleichsstudie untersucht die Leistungsfähigkeit der Schüler aus OECD-Staaten in verschiedenen Bereichen. (OECD steht für Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Dazu gehören 38 Staaten.) 

2000 gelang dem nordischen Land Platz 1 bei der Lesefähigkeit, Platz 4 in Mathe, sowie Platz 3 in Naturwissenschaften. In den Folgejahren konnte Finnland die Plätze entweder halten oder aber noch weiter verbessern 🏆. 

Andere europäische Länder können weniger mithalten, 2018 gingen die obersten Plätze (die Durchschnittswerte) an China, Singapur und Hongkong. In Europa schnitten in diesem Jahr Estland und Finnland am besten ab.

Das finnische Schulsystem ist Ergebnis von tiefgehenden Reformen in den 1960er Jahren. Der 2. Weltkrieg war noch nicht lange vorbei und als beste Strategie für den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes wurde die Stärkung der Bildung angesehen. Jedes Kind sollte Zugang zu einer sehr guten, öffentlichen Schule haben. Jeder sollte Bildung erhalten, um wettbewerbsfähig zu sein. Es zahlte sich aus: 1960 schlossen gerade mal 10% der Schüler das letzte Schuljahr ab, heutzutage sind es 93%.

Neben dem Image, eines der besten Bildungssysteme der Welt zu besitzen, gilt das Land auch als das mit den zufriedensten Menschen der Welt 😀 - zum vierten Mal in Folge.

Doch Finnland ist nicht allein mit seinen Erfolgen, auch andere nordische Länder schneiden sowohl bei Bildung, als auch bei Zufriedenheit sehr gut ab: Dänemark galt 2021 als 2. glücklichstes Land der Welt, erreicht außerdem bei der Lesefähigkeit der Bevölkerung ganze 99%! 

Eines ist der Politik der nordischen Länder gemeinsam: sie setzen stark auf soziale Gleichheit , diese wird als ein hoher Wert angesehen. Das hat auch mit der Geschichte der nordischen Länder zu tun, in der z.B. Adel und Könige im Vergleich weniger Einfluss besaßen.

In einer Doku über Island, die ich kürzlich bei Netflix sah, wird das Prinzip der Gleichheit noch anders erklärt: in den kalten, nördlichen Ländern war traditionell das Überleben nur möglich, indem die Leute eng zusammen hielten 👨‍👩‍👧 und in flachen Hierarchien kooperierten. Ihre Herangehensweise musste immer sehr pragmatisch sein, die Dinge mussten einfach funktionieren.

Welche sind die Prinzipien des nordischen Schulsystems?

Wie durch den Beitrag deutlich wurde, ist es besonders das finnische Schulsystem 🧑‍🏫, das international für seine Leistung berühmt wurde. Wie erwähnt fanden in den 1960er Jahren umfassende Reformen statt, um die Zustände im Land schnell zu verbessern: der Staat steckte sehr viel Geld in den Bereich Bildung. Doch wie sieht es im gesamten nordischen Raum aus?

➡️ Folgende Prinzipien sind dem nordischen und dem skandinavischen Bildungssystem gemeinsam:

• Der Zugang zur Schulbildung ist kostenlos, also der Schulbesuch, die Kantine, Schulbücher und Material.
• Von 7 bis 16 Jahren besteht eine Schulpflicht.
• Das Prinzip der Gleichheit aller Schüler ist sehr verankert, es ist ein traditioneller Wert, besonders in Skandinavien. Jedes Kind verdient Wohlwollen, um sein Potential zu entwickeln und nach eigenem Tempo voranzukommen.
• Den Kindern Selbstbewusstsein zu vermitteln wird als sehr wichtig angesehen, sowohl in der Schule, als auch durch die Eltern.
• Tests und Benotung werden gerade bei den jüngeren Schülern vermieden. Dem finnischen Bildungsexperten Pasi Sahlberg zufolge sollen Kinder in erster Linie das selbstständige Lernen lernen, nicht jedoch einen Test zu lösen. Das scheint den Schülern sehr viel Druck zu nehmen.
• Bildung wird generell hoch angesehen, auch Erwachsenenbildung ist verbreitet. Lehrkräfte werden respektiert und haben große Freiheiten bei der Unterrichtsgestaltung.

Unterschiede des skandinavischen Schulsystems:

Allgemein ist den Schulen in nordischen und skandinavischen Ländern vieles gemeinsam. ➡️ Doch in Skandinavien (Schweden, Dänemark, Norwegen) gibt es im Detail noch einige Unterschiede:

• Das skandinavische Schulsystem beginnt ab 6 Jahren - ab dann besteht Schulpflicht.
• Da die Schule erst ab 6 zur Pflicht wird, muss sie in Dänemark für 3- bis 6-Jährige bezahlt werden.
• Das Schulsystem in Finnland ist einheitlich, nicht aber in den anderen 2 Ländern. Öffentliche Schulen in Dänemark dürfen beispielsweise Personal und Lehrpläne selber bestimmen, was für Unterschiede sorgt.
• In Schweden und Norwegen gibt es am Ende der Oberstufe keine Abschlussprüfung. Die Hochschule kann besucht werden, wenn bestimmte Fächer absolviert wurden. In Finnland und Dänemark erlangen Schüler die Hochschulreife dagegen mit einem Zentralabitur.
• Finnische Schulen werden komplett vom Staat finanziert, in den anderen Ländern gibt es hier auch die Möglichkeit der privaten Finanzierung.
• In Dänemark gibt es deutlich mehr Privatschulen, etwa 15% der Schulen. In Norwegen sind es zum Beispiel nur 4%.

Bildung in finnischen Schulen

Besonders Finnland scheint eine sehr gute Schulbildung zu bieten 🧒. Das Schulsystem ist wie folgt aufgebaut:

• Nach der Gesamtschule, die ab 7 Jahren losgeht, entscheiden sich Schüler ab 16 für eine allgemeine Schule oder für eine Berufsschule.
• Der Staat finanziert Schulen komplett und gibt ihnen umfassende Freiheiten.
• Es gibt keine landesweiten Prüfungen, Schulen und Schüler sollen nicht im Wettbewerb zueinander stehen. Vielmehr ist Kooperation das angestrebte Ziel. Die Lehrkräften des Landes sind gute vernetzt und haben ein ausgeprägtes Gemeinschaftsgefühl.
• Lehrer müssen 5 Jahre studieren und einen Master besitzen. Das sorgt dafür, dass der Lehrberuf gut angesehen ist und respektiert wird - das sieht z.B. in Deutschland anders aus, wo der Lehrberuf leider bei vielen als nicht sehr attraktiv gilt.
• Die Zahl der Unterrichtsstunden ist vergleichsweise niedrig, sodass genug Zeit zur Vorbereitung des Unterrichts und Betreuung der Schüler bleibt.
• Schulklassen sind nicht überfüllt, sodass einzelne Schüler mehr Aufmerksamkeit erhalten.
• Auch handwerkliche Fächer werden gefördert, sowohl für Mädchen, als auch für Jungen. Zum Beispiel Kochen oder Holzarbeit.
• Das Wohlbefinden der Schüler steht im Mittelpunkt. Akzeptanz, Respekt und Vertrauen werden ihnen entgegengebracht und bei Mobbing wird sofort eingegriffen (90 Prozent der finnischen Schulen setzen ein Programm zur Bekämpfung von Mobbing ein, das an der finnischen Universität Turku entwickelt wurde)

Auch wenn es sicher kein perfektes Bildungssystem gibt, schneiden die skandinavischen und nordischen Länder im internationalen Vergleich besonders gut ab 🌟, besonders Finnland. 

Anders als man vermuten könnte, liegt das Geheimnis darin, weniger oder keine Prüfungen einzusetzen und die Zahl der Unterrichtsstunden zu reduzieren. Besonders für die jüngeren Kinder gibt es viel Zeit zum Spielen 🧸. Die Klassen sind klein, sodass es Zeit für persönliche Betreuung gibt.

Stress und Druck, gerade durch Noten, sollen bei Kindern und Jugendlichen möglichst reduziert werden. Stattdessen liegt der Fokus auf der Befähigung zum selbstständigen Lernen nach eigenem Rhythmus. Das Prinzip der Gleichheit und Zusammenarbeit und das Wohlbefinden der jungen Leute stehen im Zentrum. Und der Staat investiert viel Geld in Bildung 💰.

Wir hoffen, dass diese Einblicke dich über das Thema Bildung in nordischen und skandinavischen Schulen gut informiert haben. Bestimmt kannst du einige der Learnings auch für dein Kind nutzen! 👍