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Online Games Sucht: Bin ich süchtig? Was tun?

 

Inhalt:

  1. Ab wann spricht man von einer Sucht nach Onlinegames?
    1. Symptome
    2. Ursachen
  2. Warum machen gerade Onlinegames süchtig?
  3. Wie man die Sucht wieder in den Griff kriegen kann: 5 Tipps

 

Innerhalb einer Generation ist die Computer- und Internetnutzung sprunghaft angestiegen. Inzwischen besitzen sogar unsere Großeltern oft Smartphones oder browsen durchs Internet. Und gerade durch die Corona-Lockdowns hat sich der Medienkonsum noch weiter erhöht. 🖥️🖱️

Da stellt sich die Frage, ab wann man ein Suchtverhalten entwickelt, die Kontrolle verliert. Besonders bei Online-Spielen besteht diese Gefahr. Nicht nur Jugendliche und Kinder, sondern auch Erwachsene können betroffen sein. Und Eltern machen sich Sorgen, ob die Leistung ihrer Kinder in der Schule sich durch übermäßiges Zocken verschlechtert. 🤔👾

Wie können wir Risikoverhalten bei Onlinegames einordnen? Wir bieten euch hier einen hilfreichen Überblick zum Thema Sucht nach Onlinespielen.

kid playing esports videogames

Ab wann spricht man von einer Sucht nach Onlinegames?

 

Es gibt mehrere Kategorien von Online-Süchten: Neben dem Gaming kann sie auch beim Online-Glücksspiel, Online-Shopping, bei Social-Media Nutzung und Pornografie bestehen.

Onlinespiel-Sucht ist bislang am besten erforscht und wurde 2019 sogar in den Diagnose-Katalog der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen. Dieser tritt aber erst 2022 in Kraft. Warum das wichtig ist? So können Krankenkassen die Diagnose leichter anerkennen und Betroffene Hilfe erhalten. 

Schauen wir uns mal an, ab wann man vom Krankheitsbild sprechen kann: 

 

Symptome

 

Damit die Diagnose Sucht nach Onlinegames gilt, müssen drei Symptome erfüllt sein. Und - wichtig - sie müssen über einen längeren Zeitraum (etwa ein Jahr oder länger) anhalten oder sehr stark ausgeprägt sein.

Kontrollverlust

Das heißt, Betroffene können ihr Verhalten kaum noch steuern und haben ohne Erfolg versucht, ihre Spielzeit zu verringern. Ihr Bedürfnis zu Spielen ist sehr groß und wenn sie es nicht erfüllen, fehlt etwas.

Hohe Priorität

Onlinegaming ist die Hauptbeschäftigung der betroffenen Person. Andere Aktivitäten, Hobbies und soziale Kontakte werden vernachlässigt. Die Gedanken kreisen zum größten Teil nur noch um das Spielen.

Akzeptieren negativer Konsequenzen

Betroffene merken, dass ihnen durch exzessives Onlinegaming negative Konsequenzen drohen, doch sie nehmen diese in Kauf. Zum Beispiel den Leistungsabfall in Schule und Beruf oder die Beeinträchtigung von Beziehungen.

Neben den offiziellen Kriterien können Eltern bei ihren Kindern auch auf folgendes Verhalten achten:

Gibt mein Kind viel Geld für Games und Käufe in Games aus?

Fehlt mein Kind häufiger in der Schule bzw. möchte fehlen?

Fallen beim Kind emotionale Probleme auf, z.B. Ängste?

Reagiert mein Kind gereizt, wenn es nicht spielen kann?

Versucht mein Kind, heimlich zu spielen oder lügt darüber?

Doch wie viele Menschen sind hiervon betroffen? Die Einschätzung gestaltet sich schwierig, weil das Krankheitsbild noch neu ist und kaum aufschlussreiche Studien existieren. Unter den Jugendlichen in Deutschland sind nach grober Schätzung fast 6% betroffen. Im Risikobereich befinden sich aber etwa 15% der Minderjährigen. Sie sind zum größten Teil männlich. Bei Mädchen ist dagegen die Sucht nach Social-Media stärker verbreitet.


Ursachen

 

Welche Ursachen stehen hinter diesen Verhaltensweisen? Die allgemeinen psychologischen Gründe haben wir hier zusammengefasst:

Glücksgefühle 🧠

Süchten aus der Kategorie Verhalten ist online wie offline eines gemeinsam: sie aktivieren das Belohnungssystem unseres Gehirns, erzeugen also sehr angenehme Gefühle. Ähnlich wie bei der Sucht nach Drogen verändern sich Prozesse im Hirnstamm, genauer gesagt bei der Ausschüttung des Botenstoffs Dopamin. Angenehme Verhaltensweisen werden durch Dopamin bestärkt und gefestigt. Offenbar haben Süchtige hier eine Störung, wobei nicht  ganz klar ist, ob sie erst durch die Sucht entstand oder schon vorher vorhanden war.

Geringes Selbstwertgefühl 🧠

Geringes Selbstwertgefühl ist ein Risikofaktor, der Betroffene dazu bewegt, lieber viel Zeit vor dem Bildschirm zu verbringen. Hier können im geschützten Raum angenehme Gefühle entstehen, denn im Spiel werden Erfolge erlebt und wir können in die Rolle starker Helden schlüpfen.

Soziale Schwierigkeiten und psychische Probleme 🧠

Betroffene haben oft Schwierigkeiten in der direkten Kommunikation mit anderen Menschen, zum Beispiel aufgrund von Schüchternheit, psychischen Problemen wie sozialen Ängsten oder einem schwierigen Umfeld. Oder sie leiden an depressiven Symptomen, wodurch sie nur schwer Freude empfinden können. Ca. 90% der Betroffenen haben diese Begleiterscheinungen. Im realen Leben, also in Schule, Beruf und Alltag, gibt es daher nicht genug positive Erlebnisse. Diese können dafür virtuell im Spiel erfahren werden und durch eine längere Spielzeit gibt es dementsprechend mehr davon.

Die negative Spirale 🧠

Wenn Betroffene sich zu sehr darauf verlassen, positive Erlebnisse durch das Gaming zu erhalten, dann nehmen diese im realen Leben immer weiter ab. Die Abhängigkeit steigt und der Kontakt mit anderen Situationen und Menschen wird immer weiter vermieden. Ein Teufelskreis entsteht und durch den Gewöhnungseffekt muss immer länger gespielt werden.

 

Warum machen gerade Onlinegames süchtig? 

 

Es sind besonders drei Arten von Games, bei denen Betroffene eine Sucht entwickeln: (Online-)Rollenspiele, Multiplayer-Spiele in Teams und Shooter-Spiele, bei denen man andere Spieler erschießt (Überschneidungen sind möglich). 

Woran liegt das? Hier listen wir die wichtigsten Gründe auf:

Das Belohnungssystem 🎮

Moderne Spiele sind hochkomplex und werden von den Entwicklern psychologisch optimiert, um Spaß, Spielzeiten und damit den Erfolg des Games zu erhöhen. Diese Belohnungsmechanismen sorgen für Motivation und ein fesselndes Erlebnis. Das ist besonders bei Rollenspielen der Fall, bei denen die Macht des Helden schrittweise ansteigt. Ein bestimmter Prozentsatz der Leute ist hierfür so anfällig, dass es zum Problem wird.

Der Wettkampf 🎮

Spielgenres, die besonders häufig süchtig machen, erhalten kriegerische und Wettkampf-Elemente. Hier gibt es einerseits intensive, leicht verfügbare Action mit viel Nervenkitzel, aber auch die Möglichkeit sich unter Beweis zu stellen und als Sieger dazustehen. Onlinegames mit hohem Wettkampf-Anteil sind zum Beispiel Fortnite (ein Shooter, über den wir schon berichtet haben) oder League of Legends, aus dem Genre Online-Wettkampf-Arena.

Spielen mit Anderen 🎮

Neben den genannten Gründen kommt bei Onlinegames noch der soziale Faktor dazu: Erfolge und Freude werden nicht alleine erlebt, sondern im Team, das gegen andere Teams antritt oder zusammen Abenteuer erlebt. Das Bedürfnis nach nach sozialen Kontakten wird befriedigt, jedoch in der sicheren, virtuellen Distanz. Außerdem kann Gruppenzwang entstehen. Denn man möchte das Team nicht im Stich lassen oder das Abenteuer (den Quest) verpassen. Berühmt dafür ist zum Beispiel das Online-Rollenspiel World of Warcraft mit seiner Fantasywelt voller Abenteuer und Geheimnisse.

 

Wie man die Sucht wieder in den Griff kriegen kann: 5 Tipps

 

1. Direkt ansprechen

Betroffene können von Eltern, Freunden oder Partnern vorsichtig auf ihr Problem angesprochen werden, um eine Lösung zu finden. Hilfreich ist, sich vorher realistische Ziele zu überlegen. Zum Beispiel eine Reduktion der Spielzeit oder einfach zu zeigen, dass man sich Sorgen macht. Der Zeitpunkt ist wichtig: es muss sein, wenn der Betroffene nicht spielt - ansonsten ist es kontraproduktiv. Auch sollte man neutral bleiben und keine Vorwürfe formulieren, eher etwas wie “Mir ist aufgefallen, dass du manchmal 5 Stunden am Stück spielst. Ich mache mir langsam Sorgen. Macht dir Fußball keinen Spaß mehr?” Zeige der Person, dass du Hilfe anbietest. Was für andere Hobbies wurden aufgegeben und könnten wieder begeistern?

2. Belohnungen anbieten

Eltern können positive Verhaltensweisen ihrer Kinder belohnen. Das geht bei weniger schweren Fällen auch gemeinsam, zum Beispiel durch einen Belohnungsplan. Dabei wird dem Kind oder Jugendlichen gezeigt, dass es nicht um ein Verbot geht, sondern um klare Regeln über Spielzeit und Kommunikation. Süchtige müssen aus ihrer Sicht auf angenehme Gefühle verzichten, also muss ihnen ein Ersatz dafür geboten werden.

3. Online-Foren und andere Angebote für Betroffene und Angehörige

Das Internet kann zur Sucht beitragen, aber auch zu ihrer Heilung. Angebote, gibt es viele, zum Beispiel können sich Angehörige in Psychologie-Foren austauschen. Viele Angebote für Betroffene und Angehörige sind auf Englisch verfügbar, zum Beispiel das Forum StopGaming auf Reddit. Auch kostenpflichtige Onlinekurse und eBooks können ein Weg sein, bekannt ist zum Beispiel Gamequitters (auf Englisch). Ein deutschsprachiges Angebot ist Extra-Leben mit Selbsthilfegruppen in verschiedenen Städten oder online und anderen hilfreichen Angeboten.

4. Professionelle Hilfe

Bei schweren Fällen ist der Ausweg durch professionelle Hilfe möglich. Eine erste Anlaufstelle kann der Hausarzt sein, der in vielen Fällen weiß, an wen man sich wenden kann. Behandlungsmöglichkeiten sind z.B. eine Verhaltenstherapie. Entweder durch wöchentliche Sitzungen oder in Kliniken, die auf Verhaltensabhängigkeiten spezialisiert sind. Das ist ambulant möglich, sodass Patienten tagsüber behandelt werden, oder als stationärer Aufenthalt. In Kliniken findet die Behandlung meist in einer Kombination aus Einzel- und Gruppensitzungen statt, sodass Betroffene sich mit anderen austauschen können.

5. Sport und Bewegung

Inzwischen ist bekannt, dass viele Computerspielsüchtige an depressiven Symptomen leiden. Eines der besten Hilfsmittel dagegen ist Sport, durch den ebenfalls Glückshormone freigesetzt werden. Unser moderner Lebensstil spielt sich viel zu sehr an Schreibtisch und Computer ab. Fahrradfahren, Schwimmen oder Fußball - Möglichkeiten zur Bewegung gibt es viele. Wie man unsportliche Kinder zur Bewegung motiviert? Darüber haben wir auch einen Artikel veröffentlicht.

 

Bei den ganzen Gefahren und Risiken von Onlinegames sollten wir aber nicht vergessen, dass nur ein kleiner Prozentsatz der Leute krankhafte Probleme entwickelt. Insgesamt machen die Spiele viel Spaß und bieten Chancen: wir können fantastische Welten erleben oder rasante Action, Neues lernen und sogar soziale Kontakte fördern, indem wir mit anderen spielen. Einige Games, wie Minecraft, werden sogar pädagogisch eingesetzt. Es kommt also auf die Länge der Spielzeit und Abwechslung an. 🚀


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