Kapitel:
Das Kooperative Lernen ist eine Lernform und Unterrichtsmethode mit dem Grundprinzip, dass die Schüler Lernstoff gemeinsam erarbeiten. Aha, Gruppenarbeit! 👩🎓👨🏽🎓👩🏻🎓🧑🏼🎓🧑🏾🎓👨🎓 Kooperatives Lernen geht aber über die Gruppenarbeit hinaus, da alle Schüler Verantwortung übernehmen und individuelle Beiträge leisten. Außerdem muss eine Kooperation nicht automatisch die Einteilung in Gruppen bedeuten. 🚸
Als Lehrkraft kannst du Unterricht mit der Methode des kooperativen Lernens abwechslungsreich und spannend gestalten. 😃 Wir erklären, wie kooperatives Lernen funktioniert, welche Vorteile es bringt und welche Beispiele für die Anwendung in der Praxis es gibt. 👍
Bildungswissenschaftler betonen vier Kompetenzen, die für das Lernen wichtig sind:
1️⃣ Kommunikation,
2️⃣ Kooperation,
3️⃣ kritisches Denken und
4️⃣ Kreativität.
Diese vier Ks sind hierzulande durch die PISA-Studien (Programme for International Student Assessment) und die Arbeit der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bekannt.
Kooperatives Lernen bedeutet Zusammenarbeit und gemeinsames Lernen in hoher Eigenverantwortung. 🦸 Dadurch soll die Lernmethode von den genannten vier Kompetenzen natürlich vor allem die Kooperation fördern. Die Methode trainiert aber auch die Kommunikationsfähigkeit 📣 von Schülern und hat durch Aktivierung der Schüler viele Vorteile gegenüber dem Frontalunterricht. 🪄
Es gibt keine einheitliche Definition 📃 von Kooperativem Lernen. 🏫 Wichtig ist aber die Unterscheidung zwischen der “Kollaboration” und der “Kooperation”: Erstes ist eine Form der Zusammenarbeit, bei der die Schüler oft zunächst gemeinsam einen Lösungsansatz 🎯 finden und diesen dann zusammen verfolgen. Demgegenüber steht das Aufteilen der Aufgaben beim kooperativen Lernen mit anschließendem Zusammentragen 🛒 der Ergebnisse.
In diesem Sinn ähnelt die Methode dem Think-Pair-Share, wo auf eine Einzelbeschäftigung ebenfalls ein Austausch 💬 und eine Zusammenstellung folgen. Übrigens ist die Think-Pair-Share Methode eine von mehreren, die du beim kooperativen Lernen einsetzen kannst.
Für den erfolgreichen Einsatz des kooperativen Lernens im Unterricht gibt es diese Grundlagen zu beachten:
Du kannst eine Unterrichtseinheit mit kooperativem Lernen in vier Phasen einteilen. Diese können beispielsweise so aussehen:
Wie gesagt ist das kooperative Lernen mehr als nur Gruppenarbeit. Diese setzt bereits die Fähigkeit zur Teamarbeit voraus, die Kooperation aber fördert die Zusammenarbeit in der Gruppe. 🤩
Beim kooperativen Lernen sind Schüler gleichzeitig für sich selbst als auch für die Gruppe verantwortlich. Die Gruppenmitglieder helfen sich untereinander und finden gemeinsam eine Lösung. Das stärkt den Zusammenhalt in der Klasse und die Teamfähigkeit! 👍 Durch diese Arbeit lernen sich die Gruppenmitglieder untereinander besser kennen. 😊
Gleichzeitig erfahren die Schüler aber auch 🤗 soziale Teilhabe, da jeder unterschiedliche Voraussetzungen mitbringt. Die Gruppe muss dynamisch entsprechend ihrer individuellen Begabungen und Schwächen agieren, um Schwierigkeiten zu überwinden und fehlende Kenntnisse auszugleichen. 🙌 Dabei lernen die Kinder grundlegende soziale und kommunikative Kompetenzen mit lebenslangem Nutzen: Zuhören, Fragen, Akzeptanz anderer Meinungen, respektvoller Umgang… 👏
Die Leistungsunterschiede in der Gruppe sind für beide Seiten von Vorteil: Lernende mit eventuellen Rückstand können sich in der Gruppe in einem geschützten Rahmen einbringen 🗣️ und profitieren von der Hilfe der anderen. Diese wiederum erleben den Effekt “Lernen durch Lehren” 🧑🏫 und erwerben kognitive, fachliche und didaktische Kompetenzen, wenn sie anderen den Stoff erklären.
Kooperatives Lernen vermittelt Eigenverantwortung und selbstständiges Arbeiten. ✊ Das ist nicht nur beim Lernen von Vorteil, es stärkt das Selbstbewusstsein 🙏 und die Entwicklung eines positiven Selbstbildes. 🙆 Das Einbringen von eigenen Ideen fördert die Kreativität, das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Motivation. 💯 Wenn jedes Gruppenmitglied seinen Beitrag leisten und präsentieren muss, setzen sich die Schüler aktiv mit ihren Aufgaben und den Lerninhalten auseinander.
Bei der Diskussion und im Dialog agieren die Lernenden über ihre eigenen Interessen hinaus und müssen für ein Gruppenziel eintreten. 🧑🤝🧑 Das Kooperative Lernen hilft hier beim Erwerb von Präsentations- und Diskussionsfähigkeiten. 🤔 Das Ausarbeiten von kooperativen Lösungen baut auf vorhandenen Wissen auf und hilft, lösungsorientiert zu kommunizieren und Denk- und Lernprozesse zu vertiefen. 🧠
Für dich als Lehrer hat das Kooperative Lernen den Vorteil, dass du anders als beim Frontalunterricht besser auf einzelne Schüler eingehen kannst. In der Kooperationsphase leistest du Hilfestellung 💁 und gehst von Gruppe zu Gruppe, um gezielt Unterstützung anzubieten. Dabei kontrollierst du auch die individuellen Lernprozesse der Schüler mit Einblicken in ihren Wissensstand sowie Stärken und Schwächen. Beim Kooperativen Lernen ist das in höherem Maß möglich als wenn du eine ganze Einheit selbst präsentierst. ℹ️
In der Praxis gibt es verschiedene didaktische Methoden, mit denen du Kooperatives Lernen im Klassenzimmer und in deinem Unterricht umsetzen kannst. Hier stellen wir dir ein paar Beispiele vor.
Das Konzept ist dem Kooperativen Lernen sehr ähnlich und beinhaltet die drei Phasen Think, Pair und Share. In der ersten Phase bearbeitet jeder Schüler sein Thema für sich. In der zweiten Phase besprechen, vergleichen und strukturieren die Schüler ihre Ergebnisse in der Gruppe. Die dritte Phase sieht das Teilen und Präsentieren der Ergebnisse vor. Wir erklären dir Think-Pair-Share in einem eigenen Artikel ausführlich!
Eine Abwandlung ist die Methode Write-Pair-Share, bei der das Nachdenken der ersten Phase schriftlich erfolgt. ✍️ In der zweiten Phase tauschen sich die Schüler in Paaren aus und argumentieren auf Grundlage ihrer Notizen.
Diese Methode eignet sich für Aufgaben mit längeren Arbeitsphasen. Die Schüler bilden feste Paare, können sich aber in entsprechenden Phasen mit einem anderen Paar zu einer Vierergruppe zusammenschließen. 🧑🏻🤝🧑🏻👫🏻 Das ist beispielsweise beim Brainstorming oder in der Diskussion hilfreich.
Diese Methode hat ihr Vorbild im wissenschaftlichen Arbeiten. 🧑🔬 Die Schüler arbeiten in eingeteilten Gruppen an vorgegebenen Texten mit Fragestellungen. Jede Gruppe findet die wesentlichen Informationen des Textes heraus und stellt diese schriftlich zusammen. 📄
In der Rotation erhält jede Gruppe die Arbeit einer anderen und verinnerlicht diese. Anschließend dürfen durch Fragen Details geklärt werden. Die Rotation wird fortgesetzt, bis alle Schüler alle Arbeiten der anderen Gruppen gelesen haben. Anschließend müssen sich alle auf die wichtigsten Punkte aller Arbeiten einigen. 📖
Die Schüler bilden Gruppen mit anderen, die mit einem ähnlichen Tempo arbeiten. ⏱️ Es wechseln sich in vier Phasen immer Einzelarbeit und Expertenpaar oder Expertengruppe ab.
Die Schüler können Aufgaben zunächst allein bearbeiten und tun sich anschließend mit einem anderen Schüler mit einer anderen Aufgabe zusammen. Schüler, die früher als andere fertig sind, gehen zusammen in die Paarphase. Dort erklären sie sich ihre Texte und Aufgaben gegenseitig. 🤨😏
Nach den Erklärungen lesen die Schüler den Originaltext des jeweils anderen. Danach sorgt wieder das Tempo für Paarbildung und die Schüler bearbeiten zusammen Aufgaben zu den inzwischen bekannten Texten und Inhalten. Am Ende kann eine Präsentations- oder Diskussionsphase stehen. 🤓
Kooperatives Lernen ist auch im virtuellen Klassenzimmer möglich: Mit entsprechender Software und Cloud-Services 💻 können die Schüler online kooperieren und ihre Arbeit in Dokumenten, Präsentationen, Videos oder Sprachaufnahmen zusammenführen. Hier einige Beispiele:
Bei allen Online-Kooperationen solltest du vorab klären, welche Software und Online-Dienste an der Schule zur Verfügung stehen und verwendet werden können und wie dabei geltende Datenschutzbestimmungen eingehalten werden.
Abschließend geben wir dir ein paar Tipps für den Einsatz der Methode des Kooperativen Lernens als Teil deines offenen Unterrichts:
Bei der Zusammenstellung der Gruppen solltest du unbedingt auf die Durchmischung achten, sodass leistungsstärkere und leistungsschwächere Schüler zusammenarbeiten. 🏘️ Achte auf vorhandene Kenntnisse, damit jeder sich auf notwendige Unterstützung verlassen kann.
Du solltest auf vorhandene Erfahrung aufbauen und den Schülern in der Gruppenarbeit nicht wesentlich mehr abverlangen, als sie bislang geleistet haben. Ist nur wenig Erfahrung mit der Arbeit in Gruppen vorhanden, musst du auch mehr Struktur vorgeben und stärker Hilfestellung leisten. 👷 Sind bereits viele soziale Kompetenzen vorhanden, kannst du mehr Verantwortung auf die Schüler übertragen.
Jede Phase des Kooperativen Lernens benötigt eine klare Zeitvorgabe. Du kannst immer wieder die noch verbleibende Zeit vermitteln, ohne die Arbeit zu stören, beispielsweise durch Handzeichen oder einen Tafelanschrieb. 🕖 Wichtig ist auch, dass die Schüler wissen, welche Kriterien bei ihrer Präsentation wichtig sind, sodass sie sich die Zeit selbst einteilen können.
Wenn nicht alle Schüler alles Material bekommen, förderst du die Kooperation. Erhält jede Gruppe nur ein Arbeitsblatt, einen Beispieltext, eine Probe etc., müssen die Schüler Aufgaben verteilen und die Kooperation selbst festlegen.
Gruppenarbeit kann lauter werden, was völlig normal ist. Gleichzeitig benötigen die Schüler eine entsprechende Arbeitsumgebung für ihre Konzentration. 🧘 Stell ein paar grundlegende Arbeitsregeln zum Lärmpegel 🎧 und zur Aufteilung im Raum auf, damit niemand in seiner Arbeitsweise gestört ist. Du bist dabei in der Rolle des Vermittlers und kannst vorbildliches Verhalten loben und fördern. 🧑💼
Das Kooperative Lernen kann durchaus mit anderen Lehrmethoden überlappen: Die Einteilung in Lerngruppen ist beispielsweise auch beim Forschend Entdeckenden Lernen möglich—in einem eigenen Artikel erklären wir dir diese Methode ausführlich!